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Geschichte des Fernmeldesektor F

 

Autor-Bilder: Wolfgang Sterr


Militärische Vorgeschichte
In der mittelalterlichen Wehrverfassung war Kötzting eine Festung von besonderer Bedeutung. Kaiser Heinrich III. hatte anstelle der ältesten Wehrorganisation, der Heerbannverfassung, den Ort mit der Dienstmannenburg besetzt. Bei der Verleihung der Marktrechte spielten nicht nur verwaltungsmäßige und wirtschaftliche Gründe eine beachtlichen Rolle, auch die Gesichtspunkte der Landesverteidigung trugen dazu bei, dass die Entwicklung des Marktes Kötzting der von Städten gleicht. Bekanntlich sind Städte in ihrem Ursprung nach militärischen Bedürfnissen entsprechende Siedlungen. Kötzting galt als einer der äußersten Vorposten des Herzogtums Bayern gegenüber Böhmen. Bereits zu einer Zeit, in der die Loslösung vom Chamberichgau erfolgte, entstand am Südrand des Marktes ein festes Schloss, in dem der herzogliche Pfleger seinen Sitz hatte. Zur Verteidigung der Landesgrenze wurde ein Hauptmann bestellt. Die eigenen militärischen Dienstleistungen wurden vor allem nach den Hussiteneinfällen sichtbar. Die Nähe der bayrisch-böhmischen Grenze, die strategische Bedeutung des Chamb- und Regentales und der Mangel eines stehenden Heeres machten es in dieser Zeit erforderlich, ein milizartiges Verteidigungssystem aufzubauen, das in den Grenz- und Landesfahnen seinen Niederschlag fand. Der Wert dieser Organisationen erwies sich als wenig beträchtlich.


 
Als zur Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges Bayern sich dem österreichischen Joch zu beugen hatte, wurden 1704 die Grenz- und Landfahnen wieder aufgelöst. Sie entstanden erst wieder nach dem Rastatter Friedensschluss von 1714, wurden jedoch nach einigen Jahren für immer abgeschafft. Ihre endgültige Aufhebung erfolgte am 9. Februar 1771. Die eingeschriebenen Mannschaften wurden aus dem Dienst entlassen. Mit dem Aufbau des „Militis perpetui“, des „stehenden Heeres“, warfen neue Formen der Kriegsführung ihre Schatten voraus. Die territoriale Verteidigungsorganisation konnte jedoch auf die Miliz noch nicht verzichten. Im Jahre 1826 wurde Kötzting erneut „Standort“ im Rahmen der Heimatverteidigung und es wurde ein Landwehrbataillon ins Leben gerufen. Die geschichtliche Entwicklung verhinderte glücklicherweise, dass die Kötztinger Landwehr ihre „Bewährungsprobe“, im Gegensatz zu den Land- und Grenzfahnen Furth im Wald, Eschlkam und Neukirschen b. Hl. Blut, bestehen musste. Die Landwehrorganisation stand durchaus im Zeichen einer friedlichen Zeit. Eine Militärparade der Landwehr auf dem Kötztinger Marktplatz zählte schon damals zu den besonderen Ereignissen.  

 
Am 13.Oktober 1839 wurden die Landwehr-Inspektionsbezirke in Niederbayern neu eingeteilt und der II. Inspektionsbezirk gebildet, dem die Landkreise Kötzting, Regen, Viechtach und Bogen zugeschlagen wurden. Im „verrückten Jahr“ 1848 kam es zur Bildung eines Sicherheits-Freikorps, das in Kötzting aus 24 Mann unter dem königlichen Oberförster Kraft als Oberführer bestand. Am 26. März wurde nach der Verlesung der königlichen Proklamation die Eidesleistung der Landwehr auf Erzherzog Johann von Österreich als Reichsverweser vorgenommen. Carl von Paur, königlicher Landrichter und Kommandant des Landwehrbataillons in Kötzting, wurde am 8. August 1852 zum Landwehr-Oberstleutnant und Inspekteur des II. Niederbayerischen Landwehrdistrikts ernannt. Im Jahre 1863 wird der Kaminkehrer Karl Dirmayer, bisher Oberleutnant der Landwehr, als Landwehrhauptmann bestätigt. Am 8. September 1866 wurde der königliche Bezirksamtmann von Paur von seiner Stellung auf eigenes Ansuchen enthoben. Als Nachfolger wurde der Kötztinger Bürger Gerhard Lukas, bisher Bataillonsadjudant und Oberleutnant, zum Major und Kommandanten des Landwehrbataillons Kötzting ernannt. Es waren namhafte Kötztinger Bürger, darunter auch der ehemalige Brauereibesitzer Schrank (Hauptmann der Landwehr), die das Offizier- und Unteroffizierkorps der Landesdefensive bildeten. Am 1.Januar 1870 wurde „im Vollzuge der allerhöchsten Verordnung vom 28.12.1869“ die Landwehr im Königreich Bayern aufgelöst, damit auch das Landwehrbataillon in Kötzting, das zuletzt auf eine Kompanie reduziert worden war. Der letzte Landwehrhauptmann und Chef der Kötztinger Landwehrkompanie war der Kaminkehrer Karl Dirmayer.  

 
Im Gegensatz zu den Land- und Grenzfahnen mussten die Einheiten der Landwehrorganisation, wie schon erwähnt, keine „Bewährungsproben“ bestehen. Ihr militärischer Wert wurde im Allgemeinen als gering eingeschätzt. 1937/1938 kam es noch einmal zur Bildung einer ähnlichen Organisation in der Form des „Grenzschutzes“, der jedoch den Zielen der Kriegsvorbereitung näher als denen der Heimatverteidigung kam. Bis Ende des Zweiten Weltkrieges bildete den „militärischen Standort“ lediglich ein Wehrmeldeamt, dann quartierten sich Truppen der amerikanischen Besatzungsmacht in Kötzting ein. Bedeutendes Ereignis zu Kriegsende war die Kapitulation der 11. Panzerdivision, damals unter der Führung von Generalleutnant Wend von Wietersheim, die nach zahlreichen Abwehr- und Rückzugskämpfen zwischen Klattau (Tschechien) und Kötzting lagerte. Dank des Verhandlungsgeschickes von Generalleutnant Wend von Wietersheim und der Zustimmung von General Patton, Oberbefehlshaber der US-Armee, wurden die Kapitulation zu den vorgeschlagenen Bedingungen angenommen und die Soldaten der 11. Panzerdivision in Kötzting interniert. 


Truppenunterkunft in Kötzting
Im November 1955 erhielten die ersten 101 freiwilligen Soldaten der Bundeswehr und 1956 die ersten Wehrpflichtigen ihre Einberufungsbefehle, nachdem der Besatzungsstatus für Deutschland aufgehoben und der Beitritt zur Nato durch die Pariser Verträge ermöglicht worden war. Fünf Jahre später wurde im „Luftwaffenaufstellungsbefehl Nr. 79“ die Aufstellung von Fernmelde-Beobachtungssektoren festgelegt und deren voraussichtliche Standorte bekanntgegeben. Für den Fernmeldesektor F war der Raum Furth im Wald ausgesucht worden. Die Aufstellung des Sektors mit vorerst 80 Mann erfolgte im Oktober 1961 aus Soldaten des Fernmelderegimet 72 Feuchtwangen. Als Truppenunterkunft diente in Furth im Wald ein früheres Durchgangslager für Flüchtlinge bzw. Heimatvertriebene.   



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Erst am 24. November 1965 wurde Kötzting Garnisionsstadt. Der Fernmeldesektor F bezog an diesem Tag die neu erbaute Kaserne am Zeltendorfer Weg, ganz in der Nähe der kleinen Schindlerkapelle. In Anwesenheit zahlreicher ziviler und militärischer Ehrengäste und bei klirrender Kälte zogen die Soldaten des Fernmeldesektor F, vorbei an Generalmajor Hentz und Oberst Fock, die die Parade abnahmen, in die Kaserne ein.  

 
Am Anfang umfasste die Kaserne zwei Unterkunfts-, ein Wirtschafts-, ein Versorgungs- und ein Wachgebäude. Für die Fahrzeuge gab es den Kfz-Bereich mit einer großen geschlossenen Halle, einer Unterstellhalle und einer Tankstelle. Schon bald konnte die Truppenunterkunft am Zeltendorfer Weg die stetig wachsende Zahl der Soldaten nicht mehr fassen und wurde deshalb 1975 um ein Feldwebel- und Offizierwohnheim mit Saunabereich und Kegelbahn erweitert. Am 25. April 1978 erhielt die Truppenunterkunft den Namen „Hohenbogen-Kaserne“. Das neue Offizierheim wurde 1981 eingeweiht.  


Horchposten auf dem Hohenbogen
Weithin sichtbar erhebt sich der nördlichste Berg des Bayrischen Waldes – der bis zu 1079 Meter hohe Bergrücken des Hohenbogens. Romantisch veranlagte Naturliebhaber vergleichen den majestätisch anmutenden Bergrücken mit einem versteinerten Urzeitdrachen oder einem schwarzen Schlachtschiff. Der sieben Kilometer lange Gipfelgrat verläuft von Nordwesten nach Südosten vom Burgstall über den Bärenriegel und Eckstein bis zum höchsten Punkt, dem Schwarzriegel, auf dem sich die Einsatzstellung befindet. Der Mischwald, unerschöpflicher Holzlieferant, vor allem von Buchenholz, überzieht die Gesteinsmassen wie ein schützender, undurchdringlicher Mantel. Mittelalterliche Burganlagen konnten sich nur am Fuße des Hohenbogens behaupten, blieben auf den Höhen unvollendet. Das mächtige Bogener Grafengeschlecht hinterließ halb fertige oder zerstörte Festungen, von denen die Natur nach und nach Besitz ergriff. Die Burgruine auf dem Burgstall, früher von Bären und Wölfen bewohnt, lebte in der Phantasie der Bevölkerung weiter, erfüllt mit dem sagenhaften Leben einer verwunschenen Jungfrau, über die heute ein moderner Fernsehturm wacht.  


Prager Frühling
Schneller als erwartet sollte sich die absolute Notwendigkeit Fernmelde- und Elektronischer Aufklärung bestätigen. Schlagzeilen in den Medien wie „Schatten über Prag“, „Eskalation im Nervenkrieg“ und „Kalte Besetzung der CSSR“ deuteten im Sommer 1968 bereits an, dass sich für die Aufklärungssoldaten eine heiße Bewährungsprobe anbahnte. Als sich die staatlichen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der CSSR immer mehr verschlechterten, die sozialistische Militärkoalition den „Prager Frühling“ vor aller Weltöffentlichkeit verurteilte und der Freiheitswille des tschechoslowakischen Volkes mit dem Einmarsch der Staaten des Warschauer Paktes am 21. August endgültig unterdrückt wurde, standen die Soldaten auf dem Hohen Bogen in erhöhter Alarmbereitschaft. Alle Horch- und Beobachtungsfunker wurden aus dem Urlaub zurückbeordert, die Wachgruppen verstärkt. Die Soldaten bezogen Quartier im Fernmeldeturm und wurden bei ihrer Aufklärungstätigkeit „Ohrenzeugen“ der Tragödie, die sich jenseits der Grenze abspielte. In der Nacht zum 21. August geschah das Unfassbare. Auf mehreren Frequenzen traten plötzlich russische Funkverkehre auf. Den offenen Durchgaben war klar zu entnehmen, dass sich diese Kräfte auf dem Staatsgebiet der CSSR befanden. Auch auf den tschechischen Netzen wurde hektischer Funkverkehr erfasst, woraus deutlich zu erkennen war, dass russische Soldaten die Fernmeldeknoten besetzt hatten. Die Operation „DONAU“ – die Okkupation der Tschechoslowakei durch Armeen des Warschauer Paktes unter der Führung Moskaus, mit dem Ziel der Niederschlagung der Reformbewegungen in der CSSR unter Dubcek und Svoboda, hatte begonnen. Der „Prager Frühling“ sollte keine Fortsetzung finden.
Tag und Nacht verfolgten in den folgenden Jahrzehnten die deutschen Luftwaffen- und Heeressoldaten, gemeinsam mit den NATO-Partnern Frankreich und USA, die Geschehnisse hinter dem „Eisernen Vorhang“.



Dunkle Wolken-neuer Auftrag
Mit der Aufstockung des 2. Zuges der Fernmeldekompanie 946 zur Fernmeldekompanie 12 schien im Oktober 1988 der Bestand der Garnison Kötzting auf Jahre gesichert. Doch erste dunkle Wolken zogen am Kötztinger Garnisonshimmel auf, als eine Presseerklärung der Luftwaffenführung eine mögliche Auflösung des Fernmeldesektor F und Verlegung nach Feuchtwangen andeuteten. Die Betroffenheit der Soldaten und der Landkreisbevölkerung riefen Landrat, Bürgermeister und Stadtrat auf den Plan um gemeinsam für den Erhalt des Sektors zu kämpfen. 1989 zeichneten sich in den Ostblockstaaten Reformbewegungen ab, die die Aufklärungssoldaten von Heer und Luftwaffe noch einmal besonders forderten, in den folgenden Jahren aber immer wieder die Frage nach der Notwendigkeit von grenznah stationierten Aufklärungseinheiten aufkommen ließen. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands, dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes und der Demokratisierung der ehemaligen CSSR und der damit verbundenen Öffnung zum Westen wurde die Fernmeldekompanie 12 im Dezember 1992 wieder aufgelöst. Für den Fernmeldesektor F folgten ebenfalls gravierende Umstrukturierungen. Von den umfangreichen Standortschließungen während der 90er Jahre, denen die zwei Fernmelderegimenter 71 Osnabrück und 72 Feuchtwangen zusammen mit den grenznahen Sektoren B (Lüchow-Dannenberg), C (Osterode) und E (Wunsiedel) zum Opfer fielen, blieb der Sektor F verschont. Doch die Gerüchte über eine drohende Auflösung wollten nicht verstummen.

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Die Zeit nach der politischen Wende 1989/90 brachte für die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung gravierende Veränderungen. Bereits 1993, nach Abzug der russischen Truppen aus Tschechien, wurde der Einsatzauftrag der Luftwaffe in einen Auftrag zur Ausbildung- und In-Übung Haltung umgewandelt und es erfolgte die Zuführung der verlastbaren Erfassungskomponenten. Der 24-Stunden-Schichtbetrieb wurde im April auf Tagesdienst umgestellt und der Sektor in die sogenannten Krisenreaktionskräfte eingegliedert. Ständig waren nun Kötztinger Soldaten bei Einsätzen wie IFOR, SFOR, KFOR, im Rahmen der OSZE, auf Flottendienstbooten der Marine oder im Einsatzkontingent ISAF/AFG (International Security Assistance Force, Afghanistan) weltweit unterwegs.

Mit den verlastbaren Erfassungstrupps, ursprünglich für den Kriseneinsatz und einer damit verbundenen Räumung der Fernmeldetürme konzipiert, wurden erste Bewährungsproben bei den Übungen „GUTER UMTAUSCH“ und „ALTER MARABU“ bestanden. Nach positivem Verlauf erfolgten von diesem Zeitpunkt an jährlich wiederkehrende Teilnahmen bei Übungen wie „ELITE“, „COLD FIRE“, „CENTRAL ENTERPRISE“ und „CLEAN HUNTER“. Zuvor nicht gekannte Aufenthalte auf Truppenübungsplätzen wie Hohenfels, Baumholder und Heuberg wurden selbstverständlich. Umfangreiche logistische Aufgaben waren für die mehr als vier Wochen dauernden Auslandsübungen „ADVENTURE EXCHANGE 95“ in Spanien, „BATTLE GRIFFIN 99“ in Norwegen und „ODAX 01“ in Frankreich zu bewältigen. Etwa 100 Soldaten und 45 Großfahrzeuge mussten auf dem Luft-, Land- und Seeweg in die Einsatzorte gebracht werden.



Das Ende der Garnison
Eine Hiobsbotschaft enthielt zur Jahrtausendwende eine Veröffentlichung der Zeitung „DIE WELT“. Dabei handelte es sich um eine Liste von 40 Bundeswehrstandorten die aufgelöst werden sollten, darunter auch Kötzting. Die Bestätigung bekamen die Sektorangehörigen bereits Anfang 2001, als Verteidigungsminister Rudolf Scharping eine Streichliste mit 13 in Bayern aufzulösenden Standorten veröffentlichte, Kötzting eingeschlossen. Alle Anstrengungen der politischen Vertreter, unterstützt durch eine Landkreis weite Unterschriftenaktion, eine Kundgebung mit anschließendem Fackelmarsch zur Hohenbogen-Kaserne blieben erfolglos. Der 16. Februar 2001 ging als „schwarzer Freitag“ in die Geschichte der Garnison Kötzting ein: Das vom Verteidigungsminister bekannt gegebene Stationierungskonzept enthielt die Auflösung des Standortes Kötzting bis Ende 2004.
Die vor mehr als 40 Jahren gegründete Luftwaffeneinheit war bis zum Sommer 1997 dem Fernmelderegiment 72 in Feuchtwangen unterstellt. Nach dessen Auflösung wurde der Fernmeldebereich 70 in Trier ab Juli 1997 neue vorgesetzte Dienststelle.
Mit Beginn der Umstrukturierung der Bundeswehr erfolgte ab 1. Juli 2002 der Wechsel von der Luftwaffe zur neu aufgestellten Streitkräftebasis (SKB), in der die Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine als „Dienstleister“ für alle übrigen Waffengattungen zusammenwirken. Innerhalb der neuen Teilstreitkraft Streitkräftebasis gehören die Soldaten der Hohenbogen-Kaserne zum „Kommando Strategische Aufklärung“. Vorgesetzter Verband bleibt das in Fernmeldebereich 92 (vorher 70) umbenannte Regiment in Trier. Ihm unterstellt sind das EloKa-Bataillon 922 in Donauwörth und der Fernmeldeaufklärungsabschnitt 921 in Berlin.
Anfang vom Ende der Auflösung des Garnisonsstandortes Kötzting war die Einstellung des Erfassungsbetriebes in der Einsatzstellung auf dem Hohen Bogen am 15. Oktober 2002. Anschließend begann der zügige Ausbau der elektronischen Geräte aus den Fernmeldetürmen und dem horizontalen Anbau. Der Rückbau der Einsatzstellung war bis Dezember 2003 abgeschlossen. Am 15. Dezember wurde die Einsatzstellung an die Standortverwaltung Regensburg übergeben. Ausbildung und In-Übung Haltung wurde bis auf weiteres behelfsmäßig mit den verlastbaren Komponenten durchgeführt. Der größte Teil der Sektorangehörigen wurde in den Jahren 2003/2004 zum EloKa-Bataillon 922 nach Donauwörth versetzt, die übrigen Soldaten und Zivilbediensteten gingen nach Cham, Roding, Regen, Neunburg, Feldkirchen, Trier, Berlin, Hof, Frankenberg oder Nienburg an der Weser.
Am 30. Juni 2004 wurde die Hohenbogen-Kaserne geschlossen. Damit fand die fast 40-jährige Geschichte der Garnison Kötzting ihr Ende.

  

Besondere Vorkommnisse
In regelmäßigen Abständen kamen hochrangige militärische und politische Besucher in die Garnison Kötzting, um sich über Auftrag und Arbeitsweise der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung zu informieren. Darunter waren Generalinspekteure, Luftwaffeninspekteure, kommandierende Generäle, Kommandeure von Luftwaffendivisionen, Luftwaffenkommando, Luftwaffenführungsdienstkommando und Fernmelderegimentern, Minister, Staatssekretäre und Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Landtagsabgeordnete, Regierungspräsidenten, Landräte und Bürgermeister, Militärbischöfe und Militärgeistliche.
Zahlreiche Konferenzen, Tagungen und Versammlungen führten die Teilnehmer im Laufe der Jahre immer wieder nach Kötzting, in den „schönsten Luftwaffenstandort“ Bayerns. Ein Höhepunkt dieser Veranstaltungen war 1974 eine Gipfelkonferenz ranghöchster Militärs, unter ihnen der damalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Admiral Armin Zimmermann, und der Chef des Generalstabes der französischen Streitkräfte, General Francois Louis Maurin.

Im Sommer 1966 erfolgte nach einem Hochwasser der erste Katastropheneinsatz für die Kötztinger Soldaten. Der Campingplatz war überflutet worden, mit schwerem Gerät und Seilwinden halfen die Soldaten bei der Evakuierung der Campingwagen.

Im Juni 1968 retteten zwei Kötztinger Soldaten durch ihr beherztes Eingreifen zwei Blaibacher Mädchen, die in den Regen gestürzt waren, vor dem Ertrinken; sie wurden dafür durch den Kommandeur der Luftwaffendivision ausgezeichnet.

Im August 2002, beim verheerenden Jahrhunderthochwasser waren die Kötztinger Soldaten wieder unter den ersten Katastrophenhelfern. Einsatzschwerpunkte waren die Evakuierung der in der Jahnhalle untergebrachten Camper, der beiden Kindergärten und vieler weiterer ziviler Objekte in Kötzting, Blaibach und Chamerau.

In fünfjährigem Rhythmus wurden die Sektor- und Turm-Geburtstage sowie die Garnisonsjubiläen gefeiert, nach soldatischer Tradition mit militärischen Appellen meist auf dem Platz vor der Kirche St. Veit, in früheren Jahren auf dem Jahnplatz oder in der Kaserne. Veranstaltungen wie das traditionelle Sommerfest, Sommernachts-, Faschings-, Standortbälle und Beaujolais Abende festigten die Verbindungen zur Zivilbevölkerung, aus denen manche Ehe entstanden ist. Treffen mit den französischen Kameraden der Escadron Electronique Sol aus Furth im Wald wurden zur guten Tradition und legten den Grundstein für die spätere Patenschaft.

Zum Jubiläum „Fünf Jahre NATO-Turm“ kamen über 600 Gäste auf den Hohen Bogen, darunter die amerikanischen und französischen Partner, und verspeisten gemeinsam mit den Soldaten einen siebeneinhalb Zentner schweren Ochsen. Im September 1999 feierten die Sektorangehörigen zusammen mit ihren Familien in der Einsatzstellung. Erstmals bekamen die Frauen und Kinder der Soldaten die Gelegenheit die Arbeitsplätze, an denen die Ehemänner und Väter ihrer lange Zeit sehr geheimen Tätigkeit nachgingen, zu besichtigen.

Ein musikalisch gelungener Höhepunkt in den Veranstaltungen der Garnison war das „Open-Air“-Benefizkonzert des Heeresmusikkorps 4, das in Verbindung mit einer Illumination im Sommer 1996 festliche Stimmung in den Kurpark zauberte. Besonders auch die beiden Auftritte der BIG BAND der Bundeswehr 1998 und 2002, organisiert in Verbindung mit der Kötztinger Zeitung, werden in guter Erinnerung bleiben. Beide Male kamen weit über 1000 Musikfans zu den Showauftritten in die Dreifachturnhalle der Stadt und erlebten ein musikalisches Feuerwerk. Die Erlöse wurden für soziale, kirchliche und kulturelle Belange gespendet. Beim Sommerfest 2001 spielte sich die Show-Band „Erwin und die Heckflossen“ in die Herzen der Besucher und sorgte bei den 1500 Gästen für beste Laune.

Im Juli 1974 schlossen die Unteroffiziervereinigung und die Reservistengruppe der Krieger- und Soldatenkameradschaft Blaibach eine Patenschaft und halten seit dieser Zeit engen Kontakt. Besonders beim 100-jährigen Gründungsfest im Juli 1994 war die Unteroffizier-Vereinigung mit einer großen Abordnung in Blaibach vertreten.

Anfang 1984 wurde zwischen den Soldaten des Fernmeldesektor F und der Escadron Electronique Sol im Beisein der beiden Kommandeure Oberst Blanc und Oberst Nowak sowie der Chefs Capitaine Sterczynski und Oberstleutnant Walczyk eine Patenschaft im Rahmen der deutsch-französischen Freundschaft geschlossen.

Eine Art Patenschaft unterhält der Sektor zum Alten- und Pflegeheim in Zandt. 35 Jahre wurden die Senioren von den Kötztinger Soldaten zu Weihnachten beschenkt. Zahlreiche Ausflüge unternahm die Unteroffizier-Vereinigung mit den Heimbewohnern und bescherte ihnen so viele unbeschwerte Stunden.

Nach langer Vorbereitung wurde bei der Jahresabschlussfeier 1980 zum ersten Mal die Soldatenzeitschrift „HOBOKAZIN“ (Hohenbogen-Kaserne Magazin) vorgestellt. Eine Gruppe von Soldaten hatte sich zusammengefunden um die Kameraden mit Reportagen, Berichten, Kurzgeschichten und Anekdoten über das Geschehen im Verband und in der Kaserne zu informieren. Verteidigungsminister Hans Apel sprach den Kötztinger Soldaten Lob und Anerkennung für die Herausgabe einer eigenen Soldatenzeitschrift aus. Leider war der Zeitung nur eine kurze Lebensdauer beschieden und es erschien Ende 1983 die letzte Ausgabe.

Ihre sportliche Leistungsfähigkeit demonstrierten die Kötztinger Soldaten 1977 beim „Nijmegen Marsch“ in Holland, bei dem sie in vier Tagen 160 Kilometer zurücklegten. 25 Jahre später nahm erneut eine vierköpfige Gruppe aus Kötzting erfolgreich an diesem Marsch teil.

Kötzting war 1979 Austragungsort des Regimentssportfestes, dessen Höhepunkt eine Militärpatrouille mit 200 Teilnehmern war. Die Kötztinger Soldaten nutzten den Heimvorteil und gewannen vor dem Fernmeldesektor H (Feuchtwangen) und dem Fernmeldesektor E (Wunsiedel). Die Fußball- und Volleyballmannschaft errang 1983 den Titel des Stadtmeisters. Beim „Goldenen Alex“ in Berlin, einem 25 Kilometer Marsch, auf dessen Strecke zehn Geschicklichkeitsaufgaben mit militärischem- und nichtmilitärischem Charakter zu absolvieren sind, errang die Mannschaft des Fernmeldesektor F 1996 bei 14 gestarteten Teams den ersten Platz.

Hauptmann Hubert Braxenthaler erhielt 1981 als erster und bisher einziger Kötztinger Soldat das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Für seine großen Verdienste um die deutsch/französische Freundschaft erhielt Hauptfeldwebel Klaus Lach am 27. September 1991, als erster ausländischer Soldat, aus der Hand des französischen Generals Audren, die Nationale Verteidigungsmedaille. Dem ehemaligen Kötztinger Bürgermeister und jetzigen Landrat Theo Zellner und seinem Nachfolger, und seit 1996 amtierenden Bürgermeister Wolfgang Ludwig, wurde für ihr großes Engagement um den Erhalt des Bundeswehrstandortes das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold verliehen.

Schockiert waren die Sektorangehörigen am Freitag, 9. März 2000, als in der Kötztinger Zeitung ein Bericht über den ehemaligen Angestellten des Fernmeldesektor F, Werner Tutter, erschien. Unter Berufung auf die Erkenntnisse Prager Justizbehörden hatten tschechische Medien den 1983 verstorbenen Kötztinger als ehemaligen Spion des CSSR-Geheimdienstes enttarnt, der während seiner Tätigkeit als Horchfunker von 1962 bis 1974 brisante Geheimsachen über die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung der Luftwaffe an den Osten verraten haben soll.

  

Die Unteroffiziervereinigung   
Dreizehn Unteroffiziere gründeten am 17. Januar 1963 im Gasthof Burgtor in Furth i. Wald die Unteroffiziervereinigung. Sinn und Zweck der Gründung war: „Wahrung der Interessen, Darstellung in der Öffentlichkeit, Förderung der Kameradschaft und Unterstützung von in Not geratenen Kameraden“.

Mit dem Bezug der neuen Kasernenanlage in Kötzting, im November 1965, begann auch für die Unteroffiziervereinigung eine neue Ära. Zum geselligen und kameradschaftlichen Beisammensein suchte man innerhalb der Kaserne nach einem geeigneten Raum. Ein leerstehender Kartoffellagerraum wurde in eigener Regie von den Mitgliedern in ihr Unteroffizierheim umgebaut. Am 15. November 1966 übergab der Sektorchef, Major Wojnar, das neue Unteroffizierheim an den damaligen Vorsitzenden Oberfeldwebel Hubert Braxenthaler. Die Einweihung wurde mit vielen geladenen Gästen gebührend gefeiert.

Im August 1980 schlossen sich die Unteroffiziere des 2. Zuges der Fernmeldekompanie 946 (Heer) und des Fernmeldesektor F (Luftwaffe) zur „Unteroffizier-Vereinigung Hohenbogen-Kaserne“ zusammen. Tatkräftig unterstützten die Kötztinger Unteroffiziere das jährliche Bürgerfest und mehrere Benefizkonzerte. 30 Jahre (1971 bis 2001) veranstaltete die Unteroffiziervereinigung das Sommerfest in der Hohenbogen-Kaserne, wo gemeinsam mit der Kötztinger Bevölkerung gefeiert wurde.

Das „Urgestein“ des Sektors wurde am 1. Oktober 1982 in den Ruhestand verabschiedet: Stabsfeldwebel Anton Macht verließ nach 31 Dienstjahren, davon 20 Jahre als „Spieß“ und damit auch Dienstältester Kompaniefeldwebel der Luftwaffe, die Bundeswehr.

 

Die Offizierheimgesellschaft
Mitte 1971 gründeten zwölf Offiziere die Offiziergemeinschaft, die im Laufe der Jahre einen ständigen Mitgliederzuwachs erlebte. Die Pflege der Kameradschaft, der Beziehungen zur Öffentlichkeit und die Kontaktpflege zu befreundeten ausländischen Streitkräften ist Zweck und Aufgabe des Vereins. Die meisten Mitglieder hatte der Verein zu Beginn der 90er Jahre, als der Fernmeldesektor F noch fast 400 Soldaten zählte und die Fernmeldekompanie 12 ihre volle Kompaniestärke erreichte.

Zum bisher einzigen Ehrenmitglied wurde 1973 Vorstand Hauptmann Günther Größl ernannt.
Die Fertigstellung des neuen Offizierheimes war bereits absehbar und so wurde am 12. März 1981 in der Jahreshauptversammlung die Offizier Gemeinschaft aufgelöst und die Offizierheimgesellschaft Kötzting e.V. (OHG) gegründet. Mit der Standortverwaltung wurde ein Überlassungsvertrag geschlossen, mit dem die Offiziere zu Hausherren in den neuen Räumen des Offizierheimes wurden. Die gesellschaftlichen Aktivitäten hielten sich vor dieser Zeit noch in Grenzen, da im alten Kasino die Platzverhältnisse doch sehr beengt waren. Dies änderte sich mit der Einweihung des neuen Offizierheimes am 12. Juni 1981 schlagartig. Fast wöchentlich fanden nun Veranstaltungen statt und boten vielfältige Gelegenheit zum Gespräch und gegenseitigen kennenlernen. Einen großen Aderlaß hatte die OHG im Jahr 1993 zu verkraften, als wegen Versetzung und Pensionierung zahlreiche Offiziere Kötzting verließen. Der umfangreiche jährliche Veranstaltungsplan enthielt auch immer einen 2½-tägigen Jahresausflug, zum Beispiel nach Berlin, Dresden, Wien und Salzburg, nach Garmisch-Partenkirchen, Konstanz, St. Johann im Pongau und nach Thüringen. Der Wein- und Beaujolaisabend erfreute sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit und wurde zur lieb gewonnenen Tradition.
 

Die Sektorchefs
Erster Chef des Fernmeldesektor F wurde am 1. November 1961 Hauptmann Hans-Wolf Pusitsch, der heute in Konz (bei Trier) lebt und den Kontakt zum Sektor, wie die meisten seiner Nachfolger, nicht abreißen ließ. Hauptmann Harald Wojnar wurde Nachfolger und übergab im Herbst 1969 die Dienstgeschäfte an Hauptmann Gunnar Koch. Ihm folgte 1972 Hauptmann Gerald Berger, der mit sieben Jahren die längste Stehzeit aller Sektorchefs in Kötzting hatte. Sein Nachfolger wurde 1979 Hauptmann Rainer Walczyk, der bis 1984 in Kötzting blieb und von Major Hubert Wenzl abgelöst wurde. Zu Beginn der neunziger Jahre erfolgte erneut ein Chefwechsel. Für Major Hubert Wenzl kam Hauptmann Karl-Walter Weiffen nach Kötzting. Im Dezember 1994 übergab er das Kommando an Major Friedhelm Schüle. Er war der erste und einzige Sektorchef der am traditionellen Pfingstritt hoch zu Ross teilnahm. Im Frühjahr 2001 übernahm Hauptmann Ulf-Norman Klapproth das Kommando für zwei Jahre. Von Ende März 2003 an war der ehemalige Einsatzoffizier Hauptmann Stefan Funk für ein Jahr Chef. Am 29. März 2004 übergab er den Fernmelde-sektor F an den letzten Chef der Hohenbogen-Kaserne, Hauptmann Wolfgang Sterr, der bis zur Schließung am 30. Juni 2004 die Auflösung des Sektors und die Räumung und Übergabe der Kaserne vollzog.

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